So lautete das Thema des temptAhre-Gottesdienstes vom 25. September 2016 in der Kirchengemeinde St. Nikolaus und St. Rochus Mayschoß. Ein Video mit fantastischen Naturbildern, unterlegt mit einem musikalischen Gloria, führte die Schönheit der Schöpfung unwiderlegbar vor Augen und belegte den alt-testamentarischen Text aus Genesis  „ … und Gott sah, dass es gut war.“

 

Ausstellung mit Karikaturen

 

Gott hat uns diese wunderbare Schöpfung anvertraut. Werden wir der Verantwortung gerecht? Dieser Frage konnten die GottesdienstbesucherInnen in einer Ausstellung selbst nachspüren. Die Ausstellung zeigte Karikaturen, Fakten und Lösungsvorschläge unter anderem zu Klimawandel, „Müllhalde Meer“, Energiekonsum und weltweiter Massenflucht.

Nein, im Moment werden wir unserer Verantwortung nicht hinreichend gerecht, so der Tenor der Karikaturen.

Welchen Anteil haben wir an der Situation?

 

Ein wichtiger Grund ist unser Konsumverhalten. Wir kaufen, was wir begehren bzw. was uns die Werbung als begehrenswert erscheinen lässt, und nicht, was wir brauchen. In einer Änderung dieses Verhaltens kann ein Lösungsansatz liegen.

Die Protagonistin dieser Idee ist Béa Johnson. Sie ist die Frau, die den Grundgedanken, Verpackungsmüll zu vermeiden, populär machte. Mit ihrer vierköpfigen Familie schaffte sie es im Jahr 2009 , den Müll eines ganzen Jahres in einem ca. 1,5l großen Einmachglas unterzubringen. 2010 fing sie an, ihre Erlebnisse und Tipps auf ihrem Blog „Zero Waste Home“ – also Haushalt ohne Müll – zu teilen. Aus dem Blog wurde ein Buch, aus „Zero Waste“ eine Bewegung und aus Béa Johnson die preisgekrönte “Green Awards“ 2011 – Botschafterin dieser Bewegung.

„Kaufen ist wählen.“,

 

sagt Béa. Ihre Lebenseinstellung beinhaltet mehr als nur Müllvermeidung. Es geht ihr auch darum, sich aus dem Konsumwahn heraus zu halten und so das Leben zu vereinfachen. Dazu gehört für sie nicht nur, Produkte ohne Verpackungsmüll zu kaufen, sondern auch, Unnötiges auszusortieren oder gar nicht erst anzusammeln. So gewinnt man an Lebenszeit und Flexibilität für die eigentlich wichtigen Sachen im Leben.

 

Verbrauchen statt konsumieren

 

Frei übersetzt kann man sagen: Wer kauft, was er braucht, und nicht, was er begehrt, der verwendet weniger Zeit auf Einkaufen. Außerdem sammelt er weniger Sachen an, braucht also auch weniger Wohnraum. Weniger Wohnraum bedeutet weniger Miete bzw. einen kleineren Kredit und niedrigere Nebenkosten. Das, plus die Ersparnisse durch das aufs Wesentliche beschränkte Kaufverhalten, bedeutet mehr Geld für Erlebnisse wie z.B. gemeinsame Unternehmungen mit anderen oder für hochwertige, fair gehandelte Lebensmittel und Bekleidung. Oder man kann weniger arbeiten, weil man ja weniger Kosten hat. So hat man noch mehr Freizeit.

 

Was können wir konkret tun?

Wir können die Verpackung von zu Hause mitbringen: Plastikdosen, Einmachgläser, Wäschenetze für loses Obst und Gemüse, Kissenbezüge für Brot, Stoffbeutel mit Zugband. Damit können wir auch zum Vorbild für andere Käufer werden. – Für Kosmetik- und Putzartikel eignen sich Hausmittel: Essig und Backpulver zum universalen Putzen, Natron mit etwas Stevia (ein pflanzlicher Süßstoff) als Zahnpasta oder Zitronenwasser als Haarspray. – Und natürlich: öfter Rad statt Auto fahren; nicht unnötig lange unter der Dusche stehen; Mehrweg statt Einweg; Eier aus Freiland- statt aus Bodenhaltung. Usw. usw.

Geldfrei leben – sogar das geht.

 

Konsequent: Es gibt in Deutschland Menschen, die in ihrem Alltag völlig geldfrei leben. Sie leben nach der Devise: „Lasst uns Vorhandenes besser nutzen.“, und schlafen in Zimmern, die Menschen in ihren Wohnungen nicht benutzen und bereitstellen. Sie essen die Lebensmittel, die die Supermarkttheke als „nicht mehr verkäuflich“ aussortiert. Das sind unter anderem vermeintlich „unschöne“ Lebensmittel: herzförmige Kartoffeln, krumme Gurken, Kürbisse mit kleinen Schrammen oder Flecken.

Viele Menschen, die ohne Geld leben, gehen keiner Erwerbstätigkeit nach und bringen die gewonnene Zeit für das Gemeinwohl ein: sie engagieren sich in ihren Gemeinden und regen zum gesellschaftlichen Wandel an.

 

Zu viele Lebensmittel werden weggeworfen.

 

Laut Fachleuten würde eigentlich das, was wir heute anbauen, bereits reichen, um 10 Mrd. Menschen satt zu bekommen. Aber dadurch, dass fast 50% der Lebensmittel allein in Deutschland weggeworfen werden, wird der globale Hunger verschärft. Laut einer UN-Studie verderben 40% aller produzierten Nahrungsmittel weltweit.

Um diesen Prozess aufzuhalten, hat sich der Verein “Taste of Heimat“ gebildet – ein Kommunikationsnetzwerk für Produzenten, Anbieter und Verbraucher lokaler Lebensmittel. Ihr Konzept nennen sie Foodsharing: Nahrungsmittel werden direkt und regional vermarktet.

Auf den Punkt gebracht hieß es in dem temptAhre-Gottesdienst zum Schluss: „Machen wir uns öfter bewusst, was uns wirklich ausmacht und was wir wirklich brauchen. `Denn eines Tages fällt dir auf, dass du 99% davon nicht brauchst…´“

Sonnenblumenkerne als „Hausaufgabe“ 

 

Der Kanon „Die Herrlichkeit des Herrn bleibe ewiglich“ brachte den Willen und die Zuversicht zum Ausdruck, der von Gott übertragenen Verantwortung gerecht werden zu können. Neben diesem Kanon steuerte die Jugendband „Breeze of Music“ weitere aktuelle Songs bei. Zum Abschied erhielten die KirchenbesucherInnen eine kleine Tüte Sonnenblumenkerne mit der Einladung: „Pflegen Sie dieses Stückchen Schöpfung“.

 

Wie immer mit dabei: Breeze of Music

 

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