
Andachten zur Fastenzeit
„Mensch, wo bist du?“
Das Misereor-Hungertuch 2019/2020 greift Gottes Frage auf, mit der er die ersten Menschen im Paradies gerufen hat. Im Zentrum des Bildes ein goldener Ring, Zeichen Gottes und seiner Liebe. Darin das „gemeinsame Haus“, unsere gemeinsame Welt: unfertig, offen wie ein Fragezeichen. Ring und Haus nicht in der Mitte, nicht in Balance. Wo ist der Mensch? Am unteren Rand des Geschehens? Wird er sich bewegen? Wird er etwas bewegen?
In sechs ca. halb-stündigen Andachten setzen wir uns in der Fastenzeit einmal pro Woche mit den verschiedenen Ausschnitten des Hungertuches auseinander. Neben Gebeten, Liedern und Impulsen bietet jede Andacht die Möglichkeit (!), sich durch eigenes Tun besonders intensiv von der Botschaft des Hungertuches berühren zu lassen. Mit Blick auf Ostern hin zu der Antwort: „Hier bin ich.“
[Diese Aktion geht auf eine Initiative aus der Gemeinde zurück und wird von temptAhre unterstützt.]
Termine:
Mittwoch, 13. März 2019
Mittwoch, 20. März 2019
Mittwoch, 27. März 2019
Dienstag, 02. April 2019
Mittwoch, 10. April 2019
Mittwoch, 17. April 2019
Jeweils um 19:00 Uhr
Andacht vom 13. März 2019


Deine Ozeane – Mein Schweigen
Das tiefe Blau
deiner Ozeane
erzählt mir
von deiner Sehnsucht nach mir
und lockt mich ins Schweigen
und Lauschen
auf dein Wort
das nach mir fragt
Immer wieder
noch nach so langer Zeit
deine suchende Stimme
so klagend und zärtlich
Wo bist du, Mensch?
Andacht vom 20. März 2019

Dein Stern – Meine Sonne
Du hast Deinen Stern
Über uns aufgehen lassen
Deine goldene Sonne
Als wolltest du
Unseren Planeten umkreisen
Bis es uns einleuchtet
Dass wir die Gesetze
Deiner Schöpfung
Ins Gegenteil verkehren.
Bist zur Erde gekommen
Mit deinem
Immerwährenden Glanz
Wolltest uns krönen
Mit dem Ring deiner Treue
Hast dich festnageln lassen
Auf dein „Ja“
Bist offen geblieben
Für eine Liebe
Die tödliche Verletzungen davonträgt
Mit Rissen im Herzen
Und Blutspuren in einem Licht
Das nicht trügen kann
Andacht vom 27. März 2019

Deine Schöpfung – Unser Erdenhaus
Einen Weg wolltest Du uns weisen
Einfach und barfuß
Voller Ehrfurcht
Denn jeder Teil dieser Erde
Ist Dir heiliges Land
Erbarmen wolltest Du uns zeigen
Dein Gottesreich mitteilen
Dem Menschen und seinem Erdreich
Zerfurcht und zerfetzt
Erdkrumen einer Insel im Weltenmeer
Im Auflösen begriffen
Aufrichten wolltest Du
Unser gemeinsames Erdenhaus
So klein und zerbrechlich offen
Auch wenn Dich die Bauleute verwarfen
Bist Du zum Eckstein geworden
Der Grund auf den wir bauen können
Noch heute
Andacht vom 02. April 2019

Dein Garten – Unser Gethsemane
Blutgetränkt die Erde
In jenem Garten
In dem Du gebetet bei Nacht
Allein
Gegen die Gottvergessenheit
Steinig und hart die Erde
In jenem Garten
In dem Du Angst hattest
Allein
Vor dem was kommen würde
Mit Gewalt und Unrecht
Fruchtbar die Erde
In jenem Garten
Mit dem Samen des Ölbaums
Zwölf Stämme
Jahrtausendealt
Männer und Frauen
Die Dein Wort hören
Und es weitersagen
In aller Welt
Mit Herzblut
Andacht vom 17. April 2019



Mein Du-Mein Ich
Bin eine farbige Gestalt
tauche auf vom untersten Rand
mit einem Gewand aus Wasser und Blut
In mir ist Atem und Bewegung
meine Mitte wieder zu finden
mit ausgebreiteten Armen
Werde eine Schale
leer und offen
zum Bau des Erdenhauses
Werde ein Fingerzeig
für deinen Schriftzug des Lebens
ein Schatten
der ins Licht tanzt
ein Kreuz
das wie Luftblasen aufsteigt
Zum Namen
der über allen Namen ist
und so heiß wie Du
Christus Jesus