Am Samstag, den 29. Februar 2020, feierte temptAhre. Innovative Kirche in Mayschoß/Ahr in der Pfarrkirche St. Nikolaus und St. Rochus erneut einen Gottesdienst. „Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach. Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ Dieser Satz kann viele Gefühle auslösen: Schuldbewusstsein, Dankbarkeit, Vertrauen, Verärgerung, inneren Widerstand.

 

Nicht würdig! – Nicht würdig?

 

Wir haben täglich Anlass festzustellen, dass wir nicht so gut sind, wie wir sein könnten und gerne wären, und schon gar nicht so gut, wie es Christen sein sollten. Dass wir, anders gesagt, „nicht würdig“ und schuldig sind.

Aber umgekehrt gibt es nicht wenige Menschen, die sich fragen: „Wieso bin ich eigentlich nicht würdig?“ Sie fragen, warum veranlasst mich die Kirche dazu, mich selbst herabzusetzen, mich wertlos und schuldig zu fühlen. Jesus hat doch gerade die Botschaft vertreten, dass alle Menschen würdig sind, selbst Prostituierte und Zöllner.

 

Die Geschichte des Hauptmanns von Kafarnaum

In dem Evangelium, aus dem dieser Satz stammt, verhindert der Hauptmann von Kafarnaum, Römer und Heide, mit seinen Worten, dass Jesus sein Haus betreten muss, um den erkrankten Knecht des Hauptmanns zu heilen. Nach damaligem Verständnis wurde ein Jude durch den Kontakt mit einem „unreinen“ Heiden selbst unrein. Der Hauptmann handelt also nicht aus Unterwürfigkeit, sondern aus Respekt vor den fremden Anschauungen und aus Rücksichtnahme auf Jesus.

Versöhnlich ist auch folgender Gedanke: Wenn man nicht den ersten Teil des Satzes (ich bin nicht würdig), sondern den zweiten Teil des Satzes (dass Du eingehst unter mein Dach) betont, kann man sagen: die Worte dienen nicht dazu, den Gläubigen klein zu machen, sondern sie dienen dazu, Gott im Vergleich mit dem Menschen besonders groß und würdig erscheinen zu lassen.

Aber sprich nur ein Wort

 

Das Wort, das wir erbitten, ist ein Wort der Vergebung. Doch ist diese Interpretation nicht vollständig. Mit „Wort“ ist neutestamentlich immer Jesus gemeint, denn am Anfang war das Wort und das Wort ist in Jesus Fleisch geworden. Gemeint ist also: „Sprich mir Jesus zu.“ Oder „Gib mir Jesus.“ Gib mir den neuen Bund, die Wandlung und das neue Leben, das er gebracht hat. Womit sich auch die Platzierung in der Messe erklärt. Genau das, worum die Gemeinde und jeder Einzelne  hier bittet, geschieht im nächsten Moment: Die Kommunion wird ausgeteilt, Christus kommt in den gewandelten Gaben zu den Glaubenden und sie selbst werden dadurch gewandelt.

 

So wird meine Seele gesund

 

„Gesund“ geht hier weit über eine körperliche oder seelische Heilung des Einzelnen hinaus. Gott schafft, indem er „gesund macht“, einen Neuanfang, eine Neuschöpfung, Reich Gottes unter den Menschen. Das Volk, das im Dunkeln lebte, wird zum Volk Gottes, dem ein paradiesisches Land gegeben wird. Gemeint ist also die Gesundung der gesamten Menschheit, eine Gesundung, die nicht von der Zugehörigkeit zu einem Volk oder einer Rasse abhängt, sondern sich verwirklicht durch authentischen Glauben an das Wort Gottes.

 

Ein Heide als Vorbild für den richtigen Glauben!

Vom tiefen Glauben des Hauptmanns ist selbst Jesus überrascht. Aber was macht den Glauben des Hauptmanns so einmalig? Neben der Fürsorge um seinem Knecht und der Freiheit von Vorurteilen gegenüber dem jüdischen Volk ist hier vor allem das Vertrauen zu nennen. Der Hauptmann vertraut darauf, dass Jesus als Sohn Gottes mit so viel Macht ausgestattet ist, dass allein sein Wort selbst auf eine Entfernung hin alles bewirken kann. Darauf vertraut er, obwohl er Jesus, diesen Fremden, nur vom Hören-Sagen kennt. „Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden.“, kommentiert Jesus, während er sich an seine Gefolgschaft wendet. Stehen wir in der Gruppe derjenigen, die Jesus anspricht?

Breeze of Music

 

Die Jugendband „Breeze of Music“ hatte Stücke ausgewählt, in denen Gefühle von Verunsicherung und Vertrauen, Trost spenden und empfangen sowie Freundschaft thematisiert wurden.

Übrigens wird Breeze am 15.03.2020 um 16 Uhr in der Pfarrkirche St. Laurentius Ahrweiler den Begegnungsgottesdienst der diesjährigen FirmbewerberInnen musikalisch gestalten.

 

Und sonst?

 

Fotomagnete mit einem Bild der Geschichte des Evangeliums konnten die GottesdienstbesucherInnen zur Erinnerung  mit nach Hause nehmen. Im Rahmen des anschließenden Kirchencafés bestand schließlich Gelegenheit zum Austausch.

„(Un)Tragbar – Über Menschenrechte & Mode“: Ausblick auf den nächsten temptAhre-Gottesdienst

Der nächste temptAhre Gottesdienst wird am Samstag, den 06.Juni 2020, gefeiert werden. Zu Gast: eine Repräsentantin von Südwind e.V.  Südwind setzt sich für wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit weltweit ein. Grundlage des Themas ist das Jeremia 22,3A Zitat: „Schafft Recht und Gerechtigkeit“.  Am Ende des Gottesdienstes wird klar sein, wo man in der Region oder auch um Internet reinen Gewissens wirklich fair produzierte und gehandelte Bekleidung kaufen kann. Außerdem besteht die Möglichkeit, das von Südwind mit initiierte und von zahlreichen Landeskirchen, Diözesen sowie christlichen Organisationen mitgetragene Lieferkettengesetz zu unterstützen.

 

Das Lieferkettengesetz, das in der Bundesregierung aktuell diskutiert wird, verpflichtet Unternehmen, Menschenrechte und Umweltstandards in ihrer Lieferkette zu achten. Es würde dazu beitragen, unser Wirtschaften so zu gestalten, dass es dem Leben dient und die Würde von Menschen achtet. „Damit der Boden für ein starkes und wirksames Gesetz bereitet wird, braucht es jetzt das Engagement vieler, öffentliche Aufmerksamkeit und den Dialog mit der Politik.“, so Südwind. Näheres dazu unter https://www.suedwind-institut.de/alle-verfuegbaren-publikationen/schafft-recht-und-gerechtigkeit-handreichung-zum-kirchlichen-engagement-in-der-initiative-lieferkettengesetz.html

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